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Orte

 

Revierreport Untersee

 

Mit Augia Divis rund um die Reichenau

 

 

Pegelstand 505 cm bei Rheinkilometer Null an der alten Rheinbrücke in Konstanz – am 13.06.2024 war der Höhepunkt des diesjährigen Hochwassers am Bodensee erreicht. Der Untersee, der südwestliche Teil des drittgrößten Sees Europas, war randvoll. Stellenweise trat er über das Ufer. Am deutschen Bodenseeufer galt die Hochwasservorwarnstufe. Am Schweizer Ufer wurde die höchste Hochwasserwarnstufe ausgerufen. Teile der seenahen Ortschaften standen unter Wasser. Feuerwehren und Katastrophenschutz waren im Dauereinsatz. 

Auf der Insel Reichenau mussten Abschnitte des Uferwegs gesperrt werden. Am Sportboothafen Herrenbrücke am Nordufer der Insel schaute der See über seine Ränder. Die Bootstege und das Hafenrestaurant Seeräuber waren nur über rasch erbaute Holzkonstruktionen erreichbar. 

 

 

 

 

Das regnerische Wetter bot im Juni wenig Gelegenheiten zu schönen Segelausflügen. Zeit, den Nachholbedarf zu stillen. Schön, einen Freund zu Besuch zu haben. Gemeinsam wollen wir das Revier rund um die Reichenau erkunden.

Der erste Weg führt allerdings nicht aufs Wasser sondern zur Aussichtsterrasse auf der Hochwart, der mit 441 m ü. N.N. höchsten Erhebung der Insel. Wo sonst hat man die Möglichkeit, ein komplettes 62 kmweites Segelrevier von einem Punkt aus zu überblicken?

Von der Aussichtsterrasse überblickt man die unterschiedlichen Anteile des stark gegliederten Sees.

Im Norden liegt der „Gnadensee“ mit dem auch bei starken Winden aus West sehr gut geschützten Yachthafen Reichenau. Am nördlichen Seeufer erkennt man Allensbach mit seinen für den Untersee typischen Bojenfeldern. Richtung Nordwesten erstreckt sich der „Zeller See“ bis hin nach Radolfzell, der drittgrößten Stadt am See. Die Halbinsel Mettnau trennt den Zeller See vom nördlich davon gelegenen „Markelfinger Winkel“, einem beschaulichen Naturschutzgebiet.

In südwestlicher Richtung schaut man von der Hochwart auf den „Rheinsee“. Zwischen der hoch aufragenden Halbinsel Höri im Norden und dem südlich gelegenen Schweizer Ufer mit dem „Seerücken“ im Hintergrund verjüngt er sich bis kurz vor Stein am Rhein. Von dort macht sich sein Wasser im „Hochrhein“ auf den langen Weg Richtung Nordsee. 

Den Ausblick nach Süden auf den schweizerischen Kanton Thurgau mit den Orten Berlingen, Mannenbach und Ermatingen genießt man am besten von der Terrasse der Werkgalerie Hochwart. Seit 1833 überragt das als Teehaus und „Belvedere“ erbaute Gebäude die Anhöhe. Die Kunsthandwerkerin Juliane Epp serviert bei schönem Wetter Ihren Gästen neben Tee und Kaffee selbst gebackenen Kuchen. Ein Platz zum Verweilen.

 

 

 

Nach Osten reicht der Blick über ausgedehnte Weinberge bis zum Naturschutzgebiet „Wollmatinger Ried“. In der Ferne erkennt man mit bloßem Auge gerade noch Gottlieben. Der erste Ort am Untersee liegt an der Grenze zum Seerhein. Durch diesen 4 km langen flussartigen Seeteil presst der fast achtmal größere Obersee ab Konstanz sein Nass, bevor es sich in den 22 cm tieferen und mit 13 m durchschnittlicher Wassertiefe wesentlich flacheren Untersee ergießt.   

Bei klarem Wetter, insbesondere an Föhntagen, bildet die Alpenkette vom Bregenzer Wald im Osten bis hin zum Säntis und den Churfirsten im Süden eine stattliche Kulisse und zeugt von der vornehmlichen Herkunft des Unterseewassers. 

Neugierig lugt AUGIA DIVIS mit ihrem Bugspriet über den Steg. Die Regenfälle des Frühsommers haben die BIGA 270 auf fast zwei Meter über Grund aufschwimmen lassen. Ungewöhnlich! Die Unterseesegler waren noch im letzten Jahr in Sorge, ihre Boote wegen niedriger Wasserstände in den Häfen schon früh in der Saison wieder auswassern zu müssen. 

 

 

 

Mit ihren 1,45 m Tiefgang und 8,50 m Länge ist AUGIA DIVIS wie für den Untersee geschaffen. Bei hervorragenden Segeleigenschaften bietet das Boot für drei bis maximal vier Personen ausreichend Platz im Cockpit wie unter Deck. 

Boote dieser Größe finden auch in der Hauptsaison meist einen Gästeplatz in den Unterseehäfen. Yachten jenseits 10 m Länge und 3 m Breite sowie mit größerem Tiefgang tun sich ohne rechtzeitige Anmeldung bei den Hafenmeistern dabei häufig schwer.

Verholleinen und Festmacher werden für ein reibungsloses Anlegemanöver bei der Rückkehr in die heimatliche Box noch auf den geänderten Wasserstand angepasst. Bei Hafenmeisterin Milena Mager melden wir den Liegeplatz für die nächsten vier Nächte frei. Die Verwalterin von 209 Wasserliegeplätzen und weiteren 37 an Land wird ihn bei Nachfrage an Gäste vergeben. 

 

 

 

 

Am Steg treffen wir Marco Mayer-Gronau. Seit seiner Jugend segelt er auf dem Bodensee. Er liebt klassische Yachten und zeigt uns stolz seinen Anfang der 1960er Jahre gebauten Holzdrachen. In mehr als 2.000 Arbeitsstunden hat er die SY Orion wieder flott gemacht. 

Leinen los. Beim Verlassen des Kanals zwischen den Stegen 5 und 6 unter Motor begegnen wir der „MS Gnadensee“. Der Schifffahrtsbetrieb Baumann unterhält mit dem knapp 15 m langen schneeweißen Schiff den Fährbetrieb zwischen der Insel Reichenau und Allensbach. 

Achtung. Die Bodenseeschifffahrtsordnung gilt. Auf dem gesamten Bodensee ist von motorgetriebenen Schiffen ein Mindestabstand von 300 m zum Ufer bzw. dem Ufer vorgelagerten Schilfgürteln einzuhalten. Um Wellenschlag zu minimieren, ist beim An- und Ablegen und Ankern das Ziel auf dem kürzesten Weg und nicht schneller als mit 10 km/h anzusteuern. Naturschutz wird hier großgeschrieben.

Bei ausreichendem Abstand zum Ufer drehen wir in den Wind und setzen die Segel zur Kreuz gegen leichten Ostwind. Bei normalem sommerlichem Wasserstand sind hier einige Wenden erforderlich. Das liegt an der geringen Breite (maximal 1,9 km) des Gnadensees und an den weit in den See reichenden Flachs vor dem Reichenauer Ufer.

Zwar fällt selbst Revierneulingen überall am Untersee die Navigation anhand von Landmarken leicht, doch ist ein gut einsehbarer Kartenplotter mit zuverlässiger Tiefenanzeige sehr wertvoll. 

Rot-weiß-rote Bojen beenden die Kreuz. Sie kennzeichnen den westlichen Rand des Naturschutzgebietes „Wollmatinger Ried“. 

Eine letzte Wende bringt uns auf Kurs „Bruckgraben“. Diese nur 10 m breite von einer Straßenbrücke überdachte Engstelle passieren nur Wasserfahrzeuge mit geringem Tiefgang und flachem Aufbau – für Segelboote ist sie tabu.

Vom Festland führt ein 1838 auf Initiative von Napoleon III gebauter Damm auf die Insel. Eine Statue des Schutzheiligen Pirmin begrüßt die Besucher des Eilands. 

 

 

 

Abfallen auf Raumwindkurs und Kurs nehmen entlang des Reichenauer Nordufers, heißt es nun.

Hinter einem breiten Schilfgürtel erstrahlt die ab 888 n. Chr. erbaute Basilika St. Georg mit ihren berühmten Wandmalereien im Ortsteil Oberzell Aus dem Schilf ragt bald ein flacher Steg hervor. Kleinere Boote landen dort an. Wenige Meter entfernt drängen sich „Bei Riebels“ Touristen vor dem Fischbistro.

TikTok und Instagram verkürzten den Weg vom Geheimtipp zur Boom-Gastronomie. Ein Besuch in der traditionellen Fischhandlung lohnt allerdings nach wie vor. Im Angebot sind vor allem lokale Spezialitäten wie Felchen, Saibling und Kretzer. Täglich legen die Berufsfischer ihre Netze auf dem See aus. Hohe Wasserqualität und die damit verbundene Nährstoffarmut sowie die starke Vermehrung des unter Schutz stehenden Kormorans reduzieren allerdings seit Jahren die Fangquoten. 

Raumschots geht es in flotter Fahrt Richtung Westen. Nach einer Halse vor dem Bojenfeld Allensbach legen wir Kurs an Richtung St. Peter und Paul in Niederzell. Die 799 geweihte Basilika überragt die Westspitze der Insel. 

 

 

 

Hinter dem Bürglehorn im Westen der Insel heißt es aufpassen! Ein ausgedehnter Flachwasserbereich erstreckt sich von der Reichenau bis zur Spitze der Halbinsel Mettnau. Bei Hochwasser wie im Sommer 2024 kein Problem. Allerdings sitzen bei niedrigen Wasserständen in regenarmen Jahren immer wieder revierunkundige Skipper mit ihren Yachten auf den Flachs rund um die Untiefen Stuhlrain und Straßenrain auf.

Natürlich bleibt der Untersee als Binnenrevier von maritimen täglichen Pegelschwankungen verschont, doch sollten die erheblichen Differenzen der Wassertiefen im Jahresverlauf in die Törnplanung einfließen. 

Die grün-weißen Seezeichen 33 und 32 markieren die sichere Passage vom 13 mgroßen Gnadensee in den 11 kmweiten Zeller See.  Zwischen den grünen Dreiecken zeigt das Display oft unter 4 m Wassertiefe an. 

Im Lee der Insel schwächt der Wind deutlich ab. Zeit für den Code Zero. Kurs Süd auf das Seezeichen 6. Weit reicht der Hang vor der Ostspitze der Halbinsel Höri in den Untersee hinein. Insbesondere bei schlechter Sicht und in der Nacht ist hier bei niedrigem Pegelstand große Vorsicht geboten.

Seeseitig des Seezeichens mit der schwarzen Zahl 6 auf weißem Grund mit schwarzem Rahmen liegt die Wassertiefe beim Pegelstand von 2,50 m in Konstanz bei 2,00 m. Dies gilt für alle derartigen Schifffahrtszeichen auf dem Untersee von Nummer 1 bei Iznang bis Tafel 11 vor Öhningen. Im Hochsommer bietet der Bereich zwischen den Seezeichen und dem ufernahen Naturschutzgebiet vor der Halbinsel Höri bei ruhigem Wetter herrliche Ankerplätze auf 2 bis 4 m Wassertiefe. 

 

 

 

Auf südwestlichem Kurs ist bald das Seezeichen 7 vor der Ortschaft Horn erreicht. Der dortige gut geschützte Hafen bietet sich bei den diesjährigen hohen Wasserständen zur Übernachtung an. Es gibt auch einige Gästebojen für Boote unter 1,5 Tonnen Gewicht. 

Es ist Zeit, André Gisler anzurufen. Das flächendeckende Mobilnetz rund um den Untersee macht eine Funkstation verzichtbar. Die Verbindung ist optimal. 

Der Hafenmeister von Steckborn weist uns Platz 151 im Westbecken des Yachthafens Feldbach genau vor seinem Büro zu. 

Seemännisch korrekt setzen wir die Gastlandflagge der Schweiz, wird doch die Grenze zwischen Deutschland und seinem südlichen Nachbarn einvernehmlich auf die Seemitte verortet. 

Vor dem Einlaufen bietet sich die Seetankstelle an der Schiffslände Steckborn ca. 1 km nordöstlich des Hafens zum Auffüllen des Dieseltanks an. Selbstbedienung mit Kartenautomat und ruhiges Wasser am Anleger erleichtern die Arbeit. 

Das Anlanden am Schwimmsteg in Steckborn ist unkompliziert. Die Wege sind kurz. Strandbad und Ortszentrum sind fußläufig in wenigen Minuten zu erreichen. Unmittelbar hinter dem Hafen gibt es einen großen Supermarkt. Doch heute hat die Kombüse Ruhetag. Zum Nachtessen geht es nach nebenan.

 

 

Von der Seeterrasse des „See & Park Hotel Feldbach“ reicht der Blick über den Yachthafen hinüber zur Altstadt von Steckborn und weit über den See. Unter der Leitung von Noemi Lilla umsorgt ein überaus aufmerksames Team die zahlreichen Gäste. Küchenchef Nico Lilla zaubert aus lokalen Fischen eine köstliche Bouillabaisse. Wunderbar auch die Eglifilets mit gerösteten Mandeln, begleitet von einem Viognier aus dem nahegelegenen Thayngen/CH. Ein herrlicher Genuss regionaler Produkte. 

Flaute am Morgen. Unter Motor ist die Anlegestelle Hemmenhofen in 15 Minuten erreicht. In der Hörigemeinde beginnt das Kulturprogramm des Tages. Im Otto-Dix-Haus sind das Leben und Wirken des berühmten Malers hautnah zu erleben. 

Die Wege am Untersee sind kurz. So liegt der Besuch des Hesse-Museums und des Mia-und-Hermann-Hesse-Hauses im benachbarten Gaienhofen im wahrsten Sinne des Wortes nahe. Vom gut erreichbaren Gästeplatz an der Anlegestelle der Untersee-Rhein-Schifffahrtsgesellschaft sind es nur 600 m zum ehemaligen Wohnsitz des Literatur-Nobelpreisträgers und zum Gemeindemuseum. Beide sind sehenswert.

Ein kühler Wind vereitelt den geplanten Besuch im nahegelegenen schönen Strandbad. Wir setzen Segel Kurs Stein am Rhein. Der Düseneffekt zwischen den ca. 700 m hohen Bergrücken von Höri und Seerücken verleiht dem Westwind Kraft und erleichtert die Kreuz. Unterstützend wirkt die zunehmend spürbare Strömung des sich allmählich zum Fluss verjüngenden Sees. Vorsicht ist geboten angesichts des enger werdenden, auf deutscher Seite durch Seezeichen markierten Fahrwassers. Wende um Wende arbeiten wir uns vor bis Eschenz. Ein rot-weiß-rotes Seezeichen verwehrt Segelbooten hier die Weiterfahrt.

Halse. Entlang des Schweizer Ufers geht es raumschots mit wohl gefüllten Segeln vorbei an Mammern. Schade. Keine Zeit für die legendären Güggeli im Restaurant Schiff. Es sind nur wenige Meter vom Landungssteg zum familiengeführten Hotel. 

 

 

Der Besuch im Napoleonmuseum auf dem Arenenberg oberhalb von Mannenbach soll den Nachmittag krönen. Der beste Liegeplatz findet sich in Ermatingen. Der neu gestaltete Hafen bietet beste Bedingungen für eine ruhige Übernachtung. Das Boot liegt hier auch ohne Aufsicht sicher. Somit ist viel Zeit für eine Wanderung zum Schloss mit seinem wundervollen Park. Die Terrasse inmitten von Weinbergen bietet bei abendlicher Sonne eine herrliche Aussicht auf den Untersee, die Insel Reichenau und die Vulkanberge des Hegau im Hintergrund. Harmonisch. Spektakulär. Untersee pur. 

Die Terrasse des Restaurant Krone ist gut gefüllt. Ein Grund mehr, Reichenauer Größen zu einem unvergesslichen Auftritt zu verhelfen. Auf dem Cockpittisch ergänzen sich frischer Salat und Tomaten von der Gemüseinsel mit geräucherten Saiblingfilets und herrlicher Fischpastete zu einem köstlichen Abendmahl. Kühler Kerner von der Hochwart rundet den Abend bei herrlicher Aussicht auf seinen Herkunftsort ab. 

 

 

 

Weiter geht es unter Motor mit erlaubten maximal 10 km/h nach Gottlieben. Der See weitet sich immer mehr, ist allerdings sehr flach – und das Fahrwasser sehr schmal. Für den Untersee typische Wiffen, Holzpfähle mit Körben bzw. grün-weißen Tafeln, weisen den unbedingt einzuhaltenden Weg. Unzählige Höckerschwäne, Bläshühner und Haubentaucher besiedeln die Wasserfläche des 757 Hektar großen Wollmatinger Ried. Mittendrin ankert Netta, die NABU-Beobachtungsstation.

Nach einer halben Stunde verengt sich der See zu einem flussartigen Wasserlauf. Gegenströmung verlangsamt die Fahrt vorbei an der Krüger-Werft und der KIBAG- Werft mit ihrem Tankanleger. Bald ist das Ende des Untersees in der romantischen Ortschaft Gottlieben erreicht. Am wundervollen 1251 erbauten Schloss beginnt der Seerhein. Touristen beobachten von der Hotelterrasse des „Porto Sofie“ an Sommerwochenenden gerne den regen Verkehr.

 

 

 

 

Von den nahen Werften laufen zahlreiche Motoryachten zu Tagestouren in den 4 km entfernten Obersee aus. Segelyachten müssen hierzu ohne Ausnahme vor den Konstanzer Rheinbrücken den Mast legen. 

Ankern ist im gesamten Seerhein nicht erlaubt. Es gibt aber nahe bei den Restaurants im Ortskern geeignete Anlegemöglichkeiten.

Uns zieht es zurück in den Untersee. Ab Ermatingen wartet ein langer Schlag unter Segeln Richtung Radolfzell auf Augia Divis. Bei 3 bis 4 Beaufort aus Südwest segeln wir vorbei an der 1897 gegründeten Bootswerft Beck. An der Südküste der Reichenau baut Rolf Winterhalter hier formschöne und schnelle 30er Schärenkreuzer. Er ist selbst sehr erfolgreich in der Regatta-Szene dieser am Bodensee beliebten und verbreiteten Bootsklasse unterwegs. Zurück auf der Reichenau wollen wir ihn besuchen.

Der Pinnenpilot übernimmt. Zeit für ein Sandwich mit Felchenfilet und einen Landjäger, die rund um den See beliebte gepökelte Wurst. Während des Picknicks passieren wir die Schiffslände Reichenau mit dem Posten der Wasserschutzpolizei. Gleich daneben strahlt das Hotel Löchnerhaus traditionellen Charme aus. Nur bei ruhigem Wetter lässt der Wasserstand ein Anlegen am von Westen bis Osten ungeschützten Hotelsteg zu.

Landmarke Hohentwiel. Auf einem Bug ziehen Code Zero und Großsegel Augia Divis bis vor den Yachthafen Wäschbruck in Radolfzell. Der lange Schlag. Eine seltene Freude des Unterseeseglers.

Die Einfahrt ist auch bei einsetzender Dämmerung kein Problem. Nachts ist sie -wie am Bodensee üblich- rot und grün befeuert. Das Anlegen an einem der Stegköpfe ist Gästen gestattet. Die Ausschau nach einem grün gekennzeichneten Boxenplatz bleibt uns erspart.

Die Stadt bietet gute Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants. Zu Beginn der Sommerferien gibt es jedes Jahr die Radolfzeller Filmnächte im Freiluftkino am Strand. Sehenswert auch die Wasserprozession mit geschmückten Booten vom Hafenort Moos auf der Höri im Juli jeden Jahres. 

 

 

 

Es ist sehr warm. Bei Flaute tuckern wir entlang der Halbinsel Mettnau mit schönem Blick auf den Park der renommierten Präventions- und Rehabilitationsklinik „Mettnaukur“. Vor der „Liebesinsel“ ankern wir zum Baden. Szenen des Heimatfilms „Die Fischerin vom Bodensee“ wurden 1956 vor dieser romantischen Kulisse gedreht. Das Wasser ist klar und hat dank der strengen gesetzlichen Vorgaben Trinkwasserqualität. Badespaß pur. 

 

 

Die Sonne geht langsam über den Hegaubergen unter, als wir uns der Bucht vor dem Strandbad Reichenau nähern. Gut geschützt vor den vorherrschenden Winden aus West / Südwest ist dies ein idealer Ankerplatz. Bald brutzeln Kretzerfilets in der Pfanne, dringt der Duft von auf der Insel gewachsenem Mangold aus dem Niedergang. Ein Muscaris von „Seewein Moser“, einem Start-up-Weingut auf der Reichenau, rundet das köstliche Mahl ab. Unter dem Sternenhimmel freuen wir uns über einen weiteren Urlaubstag so wenig weg von daheim.   

Nach ruhiger Nacht verzichten wir auf den geplanten Besuch der Martin Werft am Ende des Markelfinger Sees, die sämtliche Arbeiten an Yachten aller Art übernimmt und auf die Restauration von traditionellen Schiffen spezialisiert ist. 

Besuch hat sich angekündigt. Er will den Untersee mit unserer Fischergondel erkunden. 

 

 

 

 

INformationen

 

 

 

Klosterinsel Reichenau

 

Das Kloster auf der Insel wurde im Jahr 724 von Bischof Pirmin mit zunächst 40 Benediktiner-Mönchen gegründet
Unter Abt Waldo erlebte es von 786 bis 806 eine erste Blütezeit. Abt Heito I. begann 816 mit dem Bau des Münsters St. Maria und Markus im Inselzentrum.

Von 842 bis 849 leitete Abt Walahfrid Strabo, Gelehrter und Dichter, die Geschicke des Klosters. 

Abt Hatto III. verhalf als Erzkanzler des Karolinger-Reiches ab 888 der Reichenau zu politischer Macht und veranlasste den Bau der Kirche St. Georg in Oberzell mit ihren weltberühmten Wandmalereien.

Die im 10. und 11. Jahrhundert entstandenen Handschriften des Klosters Reichenau sind herausragende Zeugnisse der ottonischen Buchmalerei.

Die Abtei wurde 1757 aufgelöst. Aus der glanzvollen Vergangenheit blieben der Reichenau ihre drei romanischen Kirchen sowie die Kunstwerke in der Münsterschatzkammer erhalten.

Seit dem Jahr 2000 ist die Klosterinsel als UNESCO-Welterbe gelistet.

Info:    https://www.reichenau.de

 

 

Seewein 

 

Ein junger Winzer geht neue Wege. Schon als Dreizehnjähriger stand für Julian Moser sein Berufswunsch „Winzer“ fest. Seinen Plan setzte er konsequent um und schloss 2016 sein Weinbau- und Oenologiestudium in Neustadt/Pfalz ab. Nach Stationen in Südtirol und in Neuseeland kehrte er zurück an den See und pflanzte auf den landwirtschaftlichen Flächen seiner Großeltern am Südufer der Reichenau 2018 die ersten Reben.

 

 

Sein Ziel? „BIO“ – aber richtig! Sein Konzept umfasst eine nachhaltige Bewirtschaftung der Anbauflächen und Pflege der Reben, einen zurückhaltenden und zielgerichteten Pflanzenschutz und eine ökologische Pflege der Böden. Hierzu setzt er u.a. Schafe von der Atlantikinsel Ouessant ein, die die Grünflächen zwischen den Rebstöcken beweiden. 

Aufgrund der klimatischen Bedingungen am Bodensee setzt Moser auf den Anbau neuer pilzwiderstandsfähiger Rebsorten.

Das Start-up bietet neben dem erstmals 2018 abgefüllten Muscaris einen weißen Cuvée blanc und einen halbsüßen Solaris. Zum 1300-jährigen Inseljubiläum rundet ein Prosecco 1300 das Angebot ab. 

Info:    https://moser-seewein.de

 

 

Jollensegler Reichenau

 

 

 

„Die Förderung des Segelsports und insbesondere der Jugend im Segelsport und die Organisation von Regatten sind wesentliche Ziele“, zitiert Daniel Wehrle, Präsident des 1973 gegründeten Vereins, aus der Satzung.

Insbesondere bei den cirka 25 Jugendlichen erscheint diese Vorgabe bestens umgesetzt. Präsidententochter Amelie errang 2022 nicht nur die Deutsche Jugendmeisterschaft in der 420er Klasse. Sie wurde mit Vorschoterin Amelie Rinn aus Radolfzell im gleichen Jahr auch Jugendeuropameisterin und Vize-Weltmeisterin bei den Youth Sailing World Championships in Den Haag/NL. Ihr jüngerer Bruder Hannes wurde 2023 bereits Deutscher Jugendmeister und qualifizierte sich 2024 bei der Kieler Woche mit dem 420er zur Teilnahme an der Jugendweltmeisterschaft. Beide zählen zur Jugendnationalmannschaft des „German Sailing Teams“. Wir treffen sie beim traditionellen 50. „Rettich Cup“ auf der Weltkulturerbeinsel.

 

 

 

 

„Die Förderung des Segelsports und insbesondere der Jugend im Segelsport und die Organisation von Regatten sind wesentliche Ziele“, zitiert Daniel Wehrle, Präsident des 1973 gegründeten Vereins, aus der Satzung.

Insbesondere bei den cirka 25 Jugendlichen erscheint diese Vorgabe bestens umgesetzt. Präsidententochter Amelie errang 2022 nicht nur die Deutsche Jugendmeisterschaft in der 420er Klasse. Sie wurde mit Vorschoterin Amelie Rinn aus Radolfzell im gleichen Jahr auch Jugendeuropameisterin und Vize-Weltmeisterin bei den Youth Sailing World Championships in Den Haag/NL. Ihr jüngerer Bruder Hannes wurde 2023 bereits Deutscher Jugendmeister und qualifizierte sich 2024 bei der Kieler Woche mit dem 420er zur Teilnahme an der Jugendweltmeisterschaft. Beide zählen zur Jugendnationalmannschaft des „German Sailing Teams“. Wir treffen sie beim traditionellen 50. „Rettich Cup“ auf der Weltkulturerbeinsel.

Bei frischem Wind von 4-6 Beaufort kämpfen die etwa 30 teilnehmenden Yachten und mehr als 50 Jollen wie jedes Jahr um einen ganz besonderen 1. Preis: einen prall gefüllten Gemüsekorb mit allem, was die Insel bietet!

Info:   https://jollenseglerreichenau.wpcomstaging.com

 

 

 

 

Bootswerft Beck

 

In der Bootswerft Beck treffen wir Rolf Winterhalter. In vierter Generation führt er den 1897 gegründeten Betrieb, der nicht nur die typischen Reichenauer Fischergondeln produziert. Segelfreunde können zwischen formschönen 30m2-Schärenkreuzern sowie den schnittigen Booten der 990er und 1140er Werftklasse im ebenfalls traditionellen Stil wählen. Alle Bootsrümpfe können in Holz oder mit Glasfaser-Polyester im Handauflegeverfahren gefertigt werden. 

Die Werft übernimmt neben dem Ein- und Auswassern auch größerer Segelboote alle Wartungsarbeiten an Motor- und Segelbooten.

Spannend zu sehen, wie in der um das Jahr 1900 herum gebauten Werkstatt aus rohen Fichtenbohlen in Handarbeit hochwertige Riemen für künftige Fischergondeln entstehen.

 

 

 

 

 

Rolf Winterhalter und Crew haben sich mit einem 30er Schärenkreuzer aus eigener Produktion am Bodensee als erfolgreiche Regattasegler einen Namen gemacht. 

Info:   https://www.bootswerft-beck.de

 

 

Segelschule Reichenau

 

 

Das Bodenseeschifferpatent ist zur Führung eines Fahrzeuges mit Maschinenantrieb (mehr als 4,4 kW) sowie eines Segelfahrzeuges mit mehr als 12 m2 Segelfläche erforderlich.

Kolja Packard und sein Team bieten von April bis September u.a. Kompaktkurse zur Vorbereitung sowohl auf den theoretischen als auch praktischen Teil der Prüfung beim Landratsamt Konstanz an. 

Das Training in Kleingruppen findet auf offenen Variantas statt.

 

 

Zur Motorbootschulung steht ein radgesteuertes Aluboot bereit. Die praktische Prüfung kann auf den Booten der Segelschule abgelegt werden.

Der Gnadensee ist durch die geschützte Lage ein ideales Trainingsrevier auch für Anfänger. 

Die Segelschule bietet nach bestandener Prüfung auch die Möglichkeit zu Tageschartern. 

Info:    https://www.segelschule-insel-reichenau.de

 

 

Schifffahrt Baumann Allensbach

 

 

1834 gründete Josef Hund eine Werft am Allensbacher Ufer, um dort Holzschiffe für den Verkehr auf dem Untersee zu bauen. Ab dem frühen 20. Jahrhundert kam der Fährbetrieb mit zunächst offenen Segel- und später Motorbooten zwischen Allensbach und Reichenau hinzu. Dringende Transporte, die Überfahrt eines eilig gerufenen Arztes etc. gehörten zu den Aufgaben des Familienbetriebes.  Die Werft schloss 1920. Der Schifffahrtsbetrieb wird heute in sechster Generation von Roland Baumann geführt.

 

 

 

Die 15 m lange MS GNADENSEE bedient im Sommer 6 mal täglich die Strecke Allensbach – Reichenau und zurück.  Die 22 m lange, 1992 gebaute MS ALET kann zu privaten oder betrieblichen Sonderfahrten gechartert werden. In der Saison fährt sie ab Allensbach / Reichenau Ziele wie Konstanz und Stein am Rhein an. Besonders schön sind die abendlichen Fahrten auf dem Untersee mit Sonnenuntergang über den Vulkanbergen des Hegau.  

Am Allensbacher Ufer stehen Tretboote zur Vermietung bereit. Frau Baumann verwaltet die Gästeplätze am Gemeindesteg.

Info:    https://www.schifffahrtbaumann.de

 

 

Sturmwarnung

 

 

 

Rund um den See stehen weit sichtbare Signalmasten mit orangefarbenem Blinklicht, die mit 40 Blitzen pro Minute vor Starkwind mit Geschwindigkeiten von 25 bis 33 Knoten warnen.  

Mit 90 Blitzen wird vor Sturm mit Windgeschwindigkeiten über 33 Knoten gewarnt.

Wassersportlern hilft die Sturmwarnung, sich rechtzeitig auf nahende Wetteränderungen und am See oft heftige Gewitter einzustellen. 

 

 

 

Tauchen mit „mydive“

 

Mit ihrem Freund Michael Brunner gründete Sandra Büchi „mydive“ im Jahr 2022. In ihrer bestens ausgestatteten Tauchschule in Steckborn bieten die erfahrenen Tauchlehrer Kurse auf allen Niveaus nach den PADI-Standards an. 

Hochwertige Leihausrüstung steht auch für Tagesgäste mit dem Wunsch nach professionell begleiteten Tauchgängen im Untersee und anderen Zielen in der Umgebung bereit.

 

 

In Steckborn bietet eine sanft in den See abfallende Rampe unweit der Altstadt besten Zugang zu einem etwa 40-minütigen Tauchgang bis auf 14m Wassertiefe. Im Sommer liegt die Wassertemperatur in dieser Tiefe bei etwa 10°. 

Die Zentralpräsidentin des Schweizerischen Unterwassersportverbands legt großen Wert auf ein sorgfältiges Briefing sowie individuelle Betreuung von max. 1-2 Personen pro Tauchgang. 

Info:    https://www.mydive.ch

 

DER Bodensee

 

 

Die Namensgebung reicht zurück bis ins 9. Jahrhundert. Abgeleitet ist er von der Königspfalz Bodman. Die Karolinger-Könige, Nachfolger des berühmten Herrschers Karl der Große, waren wiederholt in Bodman zu Gast und hielten, wie etliche Urkunden es ausweisen, hier mit regionalen Adligen Hoftage ab.

Gnadensee

Der Name geht wohl auf die Zeit zurück, als die Gerichtsbarkeit auf der Insel Reichenau angesiedelt war. Wurde ein Angeklagten zum Tode verurteilt, durfte das Todesurteil nicht auf dem heiligen Boden der Insel vollstreckt werden. Der Verurteilte wurde zur Vollstreckung des Urteils mit dem Boot zum Festland gebracht. Entschloss sich der Abt doch noch zur Begnadigung, so ließ er vor der Ankunft des Verurteilten am anderen Ufer eine Glocke läuten. Dies informierte den Henker, dass dem Verurteilten Gnade gewährt wurde.

 

 

Grenzen im Bodensee

 

Die Schweiz verficht die „Realteilungstheorie“, wonach die Grenzen zwischen den Anrainerstaaten in der Mitte des Sees verlaufen. 

Österreich vertritt die „Kondominiumstheorie“ und sieht den See mit Ausnahme eines bis heute nicht exakt festgelegten Uferstreifens als gemeinsames Hoheitsgebiet der Uferstaaten.

Deutschland vermied bis heute, sich festzulegen.

Grenzkontrollen erfolgen – mit Ausnahme während der Covid-Pandemie – nur stichprobenartig. 

Zollpflichtige Güter müssen bei der Einreise deklariert werden.

 

 

 

Bodenseeschiffahrtsordnung

 

 

Das Einleiten von Fäkalien ist Sportbooten auf dem gesamten See verboten. Vor dem Einwassern auswärtig zugelassener Boote mit Borddurchlässen Landratsamt Konstanz kontaktieren! 

Info:   https://www.lrakn.de/service-und-verwaltung/aemter/strassenverkehr+und+schifffahrt/bodensee-schifffahrts-ordnung

Grundsätzlich ist für Bootsführer das amtliche Bodenseeschifferpatent Pflicht. Ein „Ferienpatent“ kann für 30 Tage im Jahr ausgestellt werden. Die Vorschriften finden Sie unter:

Info:   https://www.bodenseekreis.de/landkreis-tourismus/wassersport/ferienpatent/

 

 

 

NapoleONmuseum Arenenberg

 

Oberhalb von Mannenbach am Südufer des Untersees thront das Napoleonschloß in den Arenenberger Rebbergen. Bei einer Besichtigung der stilvollen Salons fühlt sich der Gast in die Zeit des Grand Empire zurückversetzt. Spektakulär ist die Aussicht auf die sonnenüberflutete Südseite der Insel Reichenau. Ein wunderschöner Park umgibt das imposante Anwesen.

Die Stieftochter Napoléon Bonapartes, die holländische Königin Hortense, kaufte im Jahr 1817 das Schlossgut. Ihr Sohn Louis Napoléon wurde unter dem Namen Napoléon III Frankreichs letzter Kaiser. Seine Frau, Kaiserin Eugénie, erweiterte das Schloss, bevor sie das Anwesen 1906 dem Kanton Thurgau schenkte. Ihrem Wunsch gemäß entstand das Napoleonmuseum und eine Schule für die Thurgauer Landwirtschaft. Beides besteht bis heute.

Bei einem Rundgang erläutert Peter Mössner, Reb- und Kellermeister, die Entwicklung des lokalen Weinanbaus. Vor dem Hintergrund des präsenten Klimawandels geht das Weingut Arenenberg konsequent zum biologischen Anbau über. Bis vor wenigen Jahren überwog noch die Rebsorte Müller-Thurgau auf den nicht bewässerten Anbauflächen. Seither vollzieht sich ein stetiger Wandel hin zu einem multifaktoriellen Denken, das vor allem pilzresistenten Rebsorten Raum gibt. So werden auf 25 Ar bereits 10% der Weltproduktion der neuen Schweizer Rebsorte Divona erzeugt. Eine spannende Kombination von Historischem und Innovativem lädt zur Besichtigung ein. 

Info:    https://napoleonmuseum.tg.ch

 

 

 

 

Mehr Informationen

 

Literatur

 

Revierhandbuch „Der Bodensee“ von Daniel Knopp 

Edition Maritim / Delius Klasing Verlag    —    ISBN 978-3-667-12213-1 

 

 

Reichenau

 

www.reichenau-tourismus.de

 

 

Allensbach

 

www.allensbach.de

 

 

Stein am Rhein/CH 

 

www.steinamrhein.ch

 

 

Steckborn / CH

www.bodenseewest.eu/de/steckborn

 

 

Offizielle Website Schweiz Tourismus 

 

www.myswitzerland.com

 

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