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Die Donau erfahren

„Jetzt nehmen Sie erst mal einen sauren Most, die Herrschaften!“

Frau Reisinger hat noch in der Küche zu tun. Das Wetter ist schön, die Saison hat begonnen. Radler drängen auf die Terrasse, um sich von den Mühen des Tages zu erholen. Und um die Aussicht auf die Donau zu genießen.

An der Schlögener Schlinge zeigt sie ihr schönstes Gesicht. Hier -etwa 60 Kilometer östlich von Passau- dringt der Fluss durch eine Engstelle, an deren Rändern bewaldete Hänge steil in den blauen Himmel ragen.

Später wird uns die Chefin des Gasthofs Reisinger selbst zu den Zimmern mit den Geranien gesäumten Balkonen führen. Gastlichkeit ist Trumpf. Wir werden den ruhig dahin fließenden Strom von oben betrachten. Und uns an die morgendlichen Zweifel beim Aufbruch zur Donauradtour erinnern.

Starker Ostwind hatte die Abfahrt in Passau erschwert. Dort, am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz beginnen die meisten Flusskreuzfahrten auf dem schönsten Abschnitt der schiffbaren Donau.

Ein wenig neidisch fiel unser Blick auf die imposanten weißen Schiffe. Vielleicht auch eine Alternative? Bequem mit Vollpension und Nachmittagskaffee die Fahrt entlang der blühenden Flussauen genießen? Kein Schweiß, keine Furcht vor Reifenpannen, kein Gegenwind und die Gewissheit, pünktlich die nächste Sehenswürdigkeit zu erreichen?

Das abendliche Urteil fällt sehr milde aus. Natürlich hatte der Gegenwind das Fortkommen gebremst. Aber mit dem Rad war das Erlebnis intensiver. Die sehr gut asphaltierten, von eng stehenden Bäumen gesäumten Wege unmittelbar entlang des Ufers machen es ja auch leicht. Auf ihnen erlebt man die Donau hautnah. Wirtschaften und Gasthäuser am Wegesrand laden zum Rasten und Verweilen ein. Einfach für den Radler, auch spontan Attraktionen am Ufer zu besichtigen. Und davon gibt es reichlich.

Beeindruckend der Besuch beim Zillenbauer Witti in Wesenufer. Bereitwillig erklärt er sein Handwerk und verleiht auch gerne seine Boote zu einem Kurztrip an Interessierte.

Die Produkte des Zillenbaus dienen auch beim Wechsel der Route von einem zum anderen Ufer. Der Donauradweg ist überwiegend zu beiden Seiten angelegt.

Je nach Vorliebe und individuellen Routenwünschen kann der Radreisende mit den Holzfähren queren. Die Überfahrt bringt neben einer willkommenen Pause stets neue Eindrücke und Abwechslung.

Nebel liegt noch über der Donau, als wir in aller Frühe Haibach in Richtung Linz verlassen. Windstill und bald sonnig empfängt uns der neue Radtag.

Auf dem Weg zur alten Stahlmetropole ziehen die stromab fahrenden Kreuzfahrtschiffe an uns vorbei, gebremst nur durch die Schleusen der Staustufen.

An diesen Wasserkraftwerken wird der Radler bei ausgezeichneter Beschilderung sicher geleitet.

Wir fühlen uns den Bootsfahrern gegenüber im Vorteil. Bestimmen doch wir den Rhythmus des Weiterkommens. Entspannung gerne, Langeweile nein. Denkt auch der einsame Golfer auf dem Oberdeck so, der nun schon zum wiederholten Mal den Putt auf dem Kunstrasen vergibt?

Vorteil Kreuzfahrer – heißt es dann in Linz. In bester Lage am Stadtkai festgemachte Schiffe entlassen ihre Gäste zur Erkundung der Altstadt. Nach 130 km Flussidylle fällt es dem Radfahrer ein wenig schwer, sich durch den Verkehr zum Hauptplatz zu arbeiten. Umso schöner die Ruhe im Hotel Wolfinger, das mit seinen Hinterhöfen sehr nostalgisch wirkt. Die europäische Kulturhauptstadt 2009 bietet neben einem städtischen Flair ein breites kulturelles Angebot und ausgezeichnete Gastronomie. Herausragend das preisgekrönte „gläserne Schiff“ des Kunstmuseum Lentos am Donauufer.

Weiter flussabwärts gelangen wir ins Mühlviertel. Die umgebende Landschaft ist flach und von Landwirtschaft geprägt. Ohne große Steigungen führt der Radweg teilweise durch die Flussauen, dann wieder über Dammanlagen, nur ganz selten entlang befahrener Straßen.

Einen Abstecher wert ist die Besichtigung des Augustinerstiftes in St. Florian hoch über der Donauebene. Erbaut über dem Grabmal des Märtyrers Florian reichen die Ursprünge des imposanten Bauwerkes bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. zurück.

Auf dem Weg zurück zur Hauptroute ist die Beschilderung des Alternativweges sehr verlässlich und durchgängig.

Ganz auf die Belange des Radtouristen eingestellt ist man in der Pension Martha, unserem Etappenziel in Grein. Von der Radgarage über einen Trockenraum für die Regenkleidung bis hin zum Verkauf von nützlichen Utensilien ist hier an alles zum Wohl des Fahrenden gedacht.

Letzte Gedanken an die Alternative einer Schiffsreise verschwinden hier auf der Terrasse beim Grünen Veltliner aus der Umgebung. Dem Radler schmeckt der lokale Wein nach geschaffter Etappe einfach besser, so die einstimmig bestätigte Theorie.

Die Wirtin macht allerdings auf eine andere Form der Erkundung aufmerksam. Die Begehung des „Donausteigs“ gewinnt zunehmend an Popularität.

Zwischen Passau und Grein sind 450 Kilometer Wanderwege erschlossen, die herrliche Blicke auf den Strom und die abwechslungsreiche Umgebung eröffnen.

Zur Auswahl stehen organisierte und individuelle Touren bei hervorragender gastronomischer Infrastruktur.

Am Fluss geht es jetzt weiter Richtung Wachau. Auf dem Weg dorthin gilt es, das Stift Melk zu besichtigen. Seit 1089 leben und wirken hier Benediktinermönche. In der imposanten Anlage hoch über dem Fluss stoßen wir auf die eine stattliche Zahl von „Kreuzfahrern“. Bestens organisiert nutzen sie einen kurzen Stopp ihres Schiffs, um die Highlights am Fluss zu besichtigen.

Nach Melk beginnt Österreichs bedeutendstes Weinbaugebiet. Ein lohnendes Ziel ist das Gästehaus Turm Wachau in Weißenkirchen, ein liebevoll restauriertes Ensemble alter Bauernhäuser, auf dessen Terrasse ein herrlicher Ausblick lockt. Rund um den ältesten Weinort der Wachau erstrecken sich die Weinberge vom Flussufer bis hinauf zu den von Rebstöcken gezierten Höhenzügen.

Eine besondere Klassifikation gemäß ihrem natürlichen Alkoholgehalt ist den Wachauweinen eigen. Die Rebsäfte werden in die drei „Gewichtsklassen“ Steinfeder, Federspiel und Smaragd eingeteilt. Der journalistischen Sorgfalt ist die Verkostung der lokalen Erzeugnisse geschuldet. Wo kann dieses Thema besser als beim Heurigen aufgearbeitet werden?

Speisen wie „Blunznkuchen“ und „Saumaise“ und „Palatschinken“ finden hier in den Weinen der Wachau ihre würdige Begleitung. Nach der anstrengenden Tagesetappe ist zur Abrundung des Mahls gegen einen Palatschinken oder einen Kaiserschmarrn sicher auch nichts einzuwenden.

Diese legendären Süßspeisen geben dem Reisenden Energie für die weitere Fahrt entlang des Flusses Richtung Wien. Mit einer gewissen Wehmut, den landschaftlichen Höhepunkt der Donaureise hinter uns zu wissen, durchqueren wir Dürnstein, das touristische Zentrum der Wachau, und Krems, die betriebsame Universitätsstadt am Flussufer.  Ein Stopp im Schiele Museum in Tulln und der obligate Besuch des Stift Klosterneuburg vor den Toren Wiens lässt uns übersehen, dass der Rest des Weges zur Hauptstadt am Fluss weniger spektakulär verläuft.

Ob zu Fuß oder mit dem Rad oder vielleicht auch per Schiff, der Weg die Donau hinab von Passau nach Wien ist ein unvergessliches Erlebnis.

Vielleicht beim nächsten Mal ja auch auf die andere Art.

https://www.db.de

mit dem Auto:

Parkhäuser auch für Langzeitparker sind reichlich verfügbar

https://globus-group.de/leistungen-passau

Rückreise:

mit dem Zug:

https://www.donau.com/de/donau-niederoesterreich/infos-service/anreise/fahrradmitnahme-in-oebb-zuegen

Hotels / Gaststätten:

Gasthof Reisinger in Haibach

Hotel Wolfinger in Linz

https://www.hotelwolfinger.at

Pension Martha in Grein

https://www.pensionmarthagrein.at

Turm Wachau in Weißenkirchen

https://www.turm-wachau.at

Schweizerhaus im Prater in Wien

https://www.schweizerhaus.at

Restaurants Plachutta in Wien

https://www.plachutta.at

Sehenswert:

Zillenbauer Witti in Wesenufer

Kunstmuseum Lentos in Linz

https://www.lentos.at

Augustiner Stift in Sankt Florian

https://www.stift-st-florian.at

Benediktinerstift in Melk

https://www.stiftmelk.at

Weltkulturerbe Altstadt Krems

https://www.krems.info

Schielemuseum in Tulln

https://www.schielemuseum.at/de

Weitere Info:

Offizielle Website Österreich Tourismus

https://www.austria.info/de

Der Donauradweg

https://www.austria.info/de/aktivitaeten/radurlaub-in-oesterreich/genussradfahren/donauradweg

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