Ein Arbeitsplatz auf hoher See unterscheidet sich sehr von denjenigen in einer Klinik oder Praxis an Land. Voraussetzungen sind zu erfüllen: Ärzte müssen wie alle Seefahrer „Seediensttauglichkeit“ nachweisen. Ausreichendes Seh- und Hörvermögen sowie gute körperliche Fitness sind Bedingung. Wer unter regelmäßiger medikamentöser Behandlung steht, sollte nicht körperlich oder geistig eingeschränkt sein. Dies schreibt die Maritime-Medizin-Verordnung (MarMedV) vor. Alle zwei Jahre ist die Seediensttauglichkeit zu überprüfen und dokumentieren. Angehende Schiffsärzte müssen In Deutschland eine Facharztanerkennung für Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Anästhesiologie oder Chirurgie sowie ihre Approbation nachweisen. Sie benötigen zudem den Fachkundenachweis „Rettungsmedizin“ oder alternativ die Zusatzbezeichnung „Notfallmedizin“. In die Weiterbildungsordnung der Länderärztekammern aufgenommen ist die „Maritime Medizin“ noch nicht. Eine Zusatzbezeichnung „Maritime Medizin“ ist nicht zu erwarten. Beim seeärztlichen Dienst der BG Transport und Verkehr können sich Ärzt*innen registrieren und als Schiffsmediziner tätig werden. Voraussetzungen sind -neben mindestens vierwöchiger praktischer Erfahrung auf einem Seeschiff- umfassende Kenntnisse der medizinischen Anforderungen im Schiffsdienst. Das Seearbeitsgesetz gibt vor, dass der Schiffsarzt auf einem Kauffahrteischiff unter deutscher Flagge tätig wird und einen Heuervertrag erhält. Dies muss vor der Registrierung erfüllt sein. Vor Dienstantritt ist ein „Basic Safety“ – Training zu absolvieren. Dies gilt für alle Crewmitglieder. Also auch für Ärzte. Einwöchige Kurse werden in Hamburg, Bremen, Lübeck und Rostock angeboten. Schmunzelnd geht der Veranstalter, Professor Dr. med. Olaf Schedler, Ruder. Im Interview hatte er dem Autor sein Ausbildungskonzept erläutert. Er möchte nicht nur spezifische medizinische Kenntnisse für die Tätigkeit an Bord vermitteln. Die Ärzte sollen auch Einblicke in die Anforderungen des Zusammenlebens und Arbeitens auf einem Schiff erlangen. Das ist ihm gelungen. Stürmische Winde und hohe See machen dem 36 m langen Holzschiff nicht viel aus, setzen der verbliebenen Crew allerdings gerade recht zu. Bereits vor dem Auslaufen in Rostock haben zwei Crewmitglieder die Segel gestrichen. Zu sehr hatten ähnliche Bedingungen den beiden auf dem Hinweg zugesetzt. Weder die Gabe von Cinnarizin als Monotherapie noch in Kombination mit Dimenhydrinat hatten ihnen geholfen, Übelkeit und Schwindel zu überwinden. Die enge Koje unter Deck war für sie zum erlösenden Zufluchtsort geworden. Während Atalanta vor der herbstlichen Kulisse des Seebades Heiligendamm gegen den stürmischen Wind durch die aufgewühlte See gen Westen stampft, hängt die Crew Erinnerungen an die Tage an Bord nach. Von Wismar aus hatte der Zweimaster Kurs auf den Hafen Neustadt in Schleswig-Holstein genommen.