Sieben kurze und ein langer Ton erschallen aus den Lautsprechern auf und unter Deck. Die akustische Ankündigung eines Notfalls auf See. Crew und Gäste eilen mit ihren Schwimmwesten zum Sammelpunkt auf dem oberen Achterdeck. Zum Glück handelt es sich nur um die obligat zu Beginn jeder Kreuzfahrt abzuhaltende Notfallübung. Captain John Svendsen nutzt die Gelegenheit zur persönlichen Begrüßung der Gäste. Er weist sie zudem auf richtiges Verhalten an Bord hin. Er und sein Team haben das Thema „Unfallprävention“ im Fokus.
Es gilt, beim Begehen der zum Teil steilen Treppen immer „eine Hand am Schiff zu haben“, d.h. sich stets festzuhalten, und bei höherem Seegang die Treppen rückwärts hinabzusteigen. First Officer Alexandrovermittelt, wie ein sicheres Umsteigen vom Schiff auf die Beiboote bei den anstehenden Landausflügen erreicht wird. Man hält den Helfer nicht an der Hand, sondern umschließt mit der Hand seinen Unterarm und umgekehrt. Das wird zur Sicherheit auch gleich praktisch geübt. Bei den Landausflügen mit den Tendern und der Fotosafari um SEA CLOUD im offenen Zodiac wird sich der „Drill“ durch fehlende Zwischenfälle auszahlen.
19.00 h. Cocktailempfang auf dem Lido Deck. Das luxuriöse Ambiente des 1931 in Kiel gebauten 110 m langen Stahlschiffs nimmt die Gäste gefangen. Vorfreude auf herrliche Segeltage im Passatwind. Urlaubsstimmung. Klaviermusik erklingt beim Sektempfang zum Auslaufen am späteren Abend.
Das Bordhospital öffnet morgens um 08.30 h zur Sprechstunde die Pforten. Schnell sind wir Kollegen beim Du. Arnold hat den „Bauchladen“, wie er seine „Praxis mit Meerblick“ liebevoll nennt, zur Sprechstunde vorbereitet. Aus dem winzigen Behandlungszimmer reicht der Blick über das Promenadendeck geradewegs auf die Schaumkronen des bewegten Atlantiks. Die hohen Wellen erklären die Symptome der ersten Patienten. Seekrankheit ist – wie häufig am ersten Tag auf See – eine gängige Diagnose. Zielsicher findet der Doc Dimenhydrinat im Medikamentenschrank.
Dieser enthält alle sorgfältig nach dem „Malta Protokoll“ gelisteten Medikamente. Die systematische Sortierung nach Indikation erleichtert die Orientierung auch für den Novizen an Bord. Kollege Vahlbruch freut sich, einen traumatologisch erfahrenen Kollegen an Bord zu wissen. Unfälle bedingen nach seinen Erfahrungen einen wesentlichen Teil der Behandlungen an Bord. Nicht nur bei der Crew sondern -insbesondere bei rauen Bedingungen auf See – auch bei den Gästen. Zur Versorgung von Verletzungen ist das Nötigste im Bordhospital vorhanden. OP-Lampe, Wundversorgungssets, Schienen und Orthesen.